Like Ice in the Kino

Lange ist es her: Heute beamen wir uns einmal zurück in die verblassenden Tage unserer Kindheit und Jugend… hüstel. Nun ja, das Thema bei den Herren von „2aufeins“ ist „lange“ und was liegt da näher, als sich einmal die Marke Langnese ein wenig genauer anzuschauen. Das ganze radioeins- Interview lässt sich hier nachhören:

Es begann alles 1888 im Hamburg mit dem Kaufmann Viktor Emil Heinrich Langnese, der dort eine Biskuit-Fabrik gründete und recht erfolgreich Kekse verkaufte. Seine Verpackungen zierte ein junges Mädchen, das gerade jemanden eine lange Nase machte – passend zum Namen des Firmengründers.

Gut 40 Jahre später, 1927, suchte der Kaufmann Karl Rolf Seyferth einen Markennamen für sein Unternehmen, das zwar bereits „Deutsch-Chinesische Eisproduktionsgesellschaft“ hieß, sich aber zu jenen Zeiten hauptsächlich mit der Abfüllung und Vermarktung von Honig befasste. Einer der Gründe, warum Langnese nicht nur als Eis bei uns im Tiefkühlfach liegt, sondern bei vielen auch als Honig auf den Frühstückstisch steht.

Seyfahrt kaufte also 1927 die Firma Langnese für 300 Reichsmark und sicherte sich den gut eingeführten Markennamen Langnese.

Er war ein cleverer Geschäftsmann, der, als er im nahen Dänemark ein neues Produkt entdeckte, schnell das große Potenzial erkannte: Eis am Stil. Im heißen Sommer 1935 importierte er 1,5 Millionen sogenannter Eislollis, die er für 10 Pfennig verkaufte. Sein Markenzeichen: Ein kleiner Junge, der den Leuten eine lange Nase machte….

Doch schon 1936 verkaufte Karl Seyferth seine Firma an die Margarine-Verkaufs-Union, einem niederländisch-britschen Unternehmen, das ein paar Jahre zuvor die Stammaktien des Seifenherstellers Lever Brothers übernommen hatte. Daraus entstand dann der globale Konzern Unilever – bis heute die „Mutter“ der Langnese-Produkte.

Die Margarine-Verkaufs-Union kaufte stetig Unternehmen dazu, die in ihr eigenes Portfolio passten, da sie sich zunächst auf den Vertrieb der Produkte konzentrierte. Man erweiterte nun das Sortiment und bot nicht nur Eis am Stiel an, sondern auch Eis für Gaststätten und Konditoreien. Der Krieg brachte das Geschäft dann zum Erliegen. Erst in den 50ern erlebte Eis – zunächst weniger am Stiel, sondern mehr in der Waffel – und somit auch Langnese seine Renaissance, was insbesondere den heutigen Klassikern Happen (1951), Domino (1953) und Capri (1959) zu verdanken war.

Und genau diese Mischung aus langlebigen, manchmal auch reaktivierten Klassikern, die wir noch aus unserer Kindheit kennen, und neuen Produkten, die sich entweder auch zum Klassiker entwickelten (Magnum) oder aber nach einem oder zwei Sommern wieder aus dem Sortiment verschwanden, macht das Erfolgsgeheimnis von Langnese aus.

Ein Problem musste jedoch noch gelöst werden: Die Buchstaben-Kombination „ngn“ im Markennamen Langnese bereitete den Eisliebhabern in vielen Ländern sprachliche Probleme, was zu einer unglaublichen Namensvielfalt führte.

In Österreich, Kroatien und Norwegen heißt unsere Lieblingsmarke „Eskimo“, in Spanien „Frigo“, in Frankreich „Miko“, in Portugal, Belgien und den Niederlanden „Ola“, um nur einige zu nennen. In Italien war der Markenname bis in die 1990er Jahre Eldorado, anschließend wurde er auf Algida umgestellt, wie die Marke auch in Griechenland, Kroatien, Tschechien, Polen, der Türkei und in Ungarn heißt.

Was mich persönlich jedoch viel mehr schmerzt, ist, dass man Ende der 90er Jahre auf die (dumme) Idee kam, die rot-weiß-gestreifte Markise, die es ja heute noch an vielen Eisgeschäften gibt, durch das sehr beliebige Herz-Logo zu ersetzen. Damals war das Thema „Love-Brands“ hoch im Kurs und so wollte auch Langnese zur „Heart Brand“ werden. In Irland lautet der Markenname daher auch nicht von ungefähr „HB“.

Natürlich kann ich diesen Eintrag nicht beenden, ohne auf die vielen kultigen Werbesprüche und Spots einzugehen, die über die Jahrzehnte hinweg zu Kultsprüchen wurden und auch heute noch häufig Verwendung in der Alltagssprache finden: „Wenn ich nur so begehrt wär wie das Cornetto Erdbeer.“ oder „Für dem Cornetto Haselnuss bekommt mein Hasi einen Kuss!“

Auch die Ed-von-Schleck-Kampagne überzeugte eher durch ihre Anzüglichkeiten wie „Auf und nieder – immer wieder“ oder „Junge, Junge, hat der ’ne Zunge!“

Über „Nogger dir einen“ und Produktnamen wie „Flutschfinger“ und den „Braunen Bär“ lege ich jetzt lieber den Mantel des Schweigens…

Noch legendärer ist natürlich dieser Spot, der verläßlich bei jedem Kino-Besuch nach der Werbung und vor dem Hauptfilm lief. Am Ende des Spots lief ebenso verläßlich der Eis-Verkäufer durch die Reihen und bot die Möglichkeit, sich schnell noch mit Eiskonfekt einzudecken.

Der Spot wurde 1985 erstmals eingesetzt und machte den Song so populär, dass er 1986 auch als Single veröffentlicht und in Deutschland in die Top Ten der Charts stürmte. Langnese produzierte in den Folgejahren noch weitere Kinospots zum Song, aber es sind vor allen Dingen die unzähligen Cover-Versionen u.a. von Anastacia, den No Angels, DJ Tomekk, Shaggy and The Bosshoss, die ihn wohl ewig weiterleben lassen werden.

Ohrwurmqualitäten hatten zwar auch die Spots aus den 90er Jahren, wenngleich sie nie an den Erfolg von „Like Ice in the Sunshine“ heranreichen konnten….

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