It’s good to be the Hoflieferant

Gar königlich fühle ich mich heute, darf ich doch bei den Hoheiten von „Zweiaufeins“ mein Wissen abliefern. Direkt zum Hof von „radioeins“ kann ich mich zwar nicht aufmachen, aber unser Telefongespräch ist hier nachhörbar:

In Ermangelung eines Königshauses gibt es bei uns keine Hoflieferanten mehr, aber dennoch tauchen sie ab und zu in der Presse und somit in unserem Bewusstsein auf, z.B. im letzten Jahr, als der dänische Schuhhersteller Ecco nach mehr als 30 Jahren seinen Status als Hoflieferant des dänischen Königshauses verlor. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass Ecco seine Geschäfte in Russland auch nach dem Einmarsch des Landes in die Ukraine fortgesetzt hat.

Hoflieferant zu sein bringt für das liefernde Unternehmen wirtschaftliche Vorteile mit sich, das es mit dem königlichen Wappen und der Bezeichnung werden darf. Gleichzeitig haben die Höfe dafür aber auch besondere Konditionen ausgehandelt und sich politisch die Gunst der Hersteller und der Industrie gesichert. Der Entzug des Privilegs kann somit immer auch politische Gründe haben.

Oder man fällt einfach in Ungnade, wie die britische Firma Rigby & Peller, die nach 57 Jahren ihren Status als königlicher Hoflieferant verlor, weil Firmenchefin June Kenton in einem Buch intime Informationen der Royals öffentlich machte.

Hoflieferanten sind dabei so alt wie die Königshöfe selbst. Voraussetzung war dabei immer eine langjährige Lieferbeziehung und die außerordentlich hohe Qualität der Produkte. Je nach Königreich gab und gibt es dabei jedoch viele Unterschiede, wenn es um die Gewährung dieser Auszeichnung geht. In den preußischen Königshäusern war die Bezeichnung „Hoflieferant“ nicht an das Unternehmen, sondern an die Person gebunden und erloschen automatisch mit dem Tode des Beliehenen. Sie erloschen auch, sobald der Beliehene in Konkurs geriet oder nicht mehr Inhaber oder Mitinhaber des Geschäftes war.

Aus den Sissi-Filmen kennen wir natürlich den k.u.k. (kaiserlichen und königlichen) Hoflieferanten der habsburgischen Doppelmonarchie. Dies waren zunächst Händler, später dann auch Unternehmen, die den Hof beliefern durften. In der Blütezeit von Österreich-Ungarn gab es allein in Wien mehr als 500 Hoflieferanten, weitere in Budapest, Karlsbad und Prag. Die Gesamtzahl aller Unternehmen wird auf 2500 geschätzt.

Lieferanten mussten zuerst ein geschäftliches Verhältnis zum Hofe haben. Erst nach einer Frist von mehreren Jahren kamen sie überhaupt in Erwägung für ein Privileg. Dieses wurde dann vom Kaiser auf Vorschlag des kaiserlichen Hofamtes bzw. des Obersthofmeisters verliehen. Der Titel k.u.k. Hoflieferant war also keine staatliche Auszeichnung, sondern ein persönlicher Akt des Kaisers bzw. Königs. Der Titel konnte vom Hofe jederzeit widerrufen werden.

Gesteigert wurde dies nur noch durch den Kammerlieferanten. Der Ursprung des Wortes Kammer bedeutet in diesem Fall die privaten Gemächer, der Lieferant durfte also für die Verrichtung seiner Dienste direkt bis in die privaten Räumlichkeiten des Kaisers oder der Kaiserin vorgelassen werden.

Ganz aktuell ist das Thema in Großbritannien, denn dort erlöschen die gewährten Auszeichnungen beim Ableben des Monarchen/der Monarchin – so schreibt es die Tradition vor. Rund 600 Firmen, die ihre Produkte bislang mit dem Segen der Queen und dem werbewirksamen Titel des Hoflieferanten verkaufen konnten, müssen sich nun neu um das königliche Wappen bewerben. Nach Angaben der „Royal Warrant Holders Association“ sollen die Unternehmen nun erneut nachweisen, dass sie die strengen Standards für einen königlichen Hoflieferanten erfüllen.

Zunächst folgt jedoch eine zweijährige Periode, in denen alle Produzenten und Dienstleister weiter mit dem königlichen Siegel «By Appointment to Her Majesty Queen Elizabeth II» werben dürfen. In dieser Zeit wird aber der neue König beziehungsweise sein Hofstab darüber entscheiden, wer das ruhmreiche Label weiter tragen darf – und wer nicht.

Zittern müssen daher selbst bekannte Marken wie Walker’s (Bisquits), Cadbury (Schokolade) Schweppes (Tonicwasser), Heinz (Saucen)Colman’s (Senf) oder Twining’s (Tee).

Hoffnungen auf das königliches Marketing hingegen dürfen sich jetzt vor allem Anbieter von „grünen“ Produkten machen, ist der Umweltschutz doch seit Jahrzehnten eine Herzenssache für den neuen König. Schon in den letzten Jahren mussten die Neuzugänge beweisen, dass sie Regeln zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz aufweisen und einhalten.

Grundvoraussetzung für den Titel „Royal Warrant Holder“ ist es, mindestens fünf aufeinander folgende Jahre lang die Produkte oder Dienstleistungen an König Charles III., seine Frau Camilla oder an den Prince of Wales geliefert zu haben. Diese drei Mitglieder der königlichen Familie verleihen unabhängig voneinander den Titel “Hoflieferant”. Die Auszeichnung als Hoflieferant des Königs oder des Prince of Wales wird jeweils auf fünf Jahre vergeben und nach vier Jahren wieder vom einem Komitee überprüft. Der Status kann dennoch jederzeit wieder entzogen werden, wenn etwa die ausgezeichnete Person verstirbt oder das Unternehmen verkauft wird.

Für die etwas Älteren unter uns *hüstel*: Der Titel dieses Beitrags bezieht sich natürlich auf Mel Brooks und seine „verrückte Weltgeschichte“. Der Song „It’s good to be the king“ schaffte es 1981 in die Charts:

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