Es geht ja alles immer noch schneller und noch schlimmer. Das scheint uns nicht nur so….ach so, „Schein“ ist auch das Thema von „2 auf eins“ heute und so habe ich mal alle diese Aspekte zusammengebracht und über das Unternehmen „Shein“ gesprochen.
Das Thema „Fast Fashion“ ist ja nun seit einigen Jahren sehr gründlich durchleuchtet worden. H&M, Primark und wie sie alle heißen bringen ca. alle 14 Tage neue Kollektionen an den Start, sorgen sich nach wie vor nicht um die Arbeitsbedingungen, täuschen uns mit erfundenen Siegeln über die Qualität ihrer Produkte und haben die Wegwerfmentalität von Modeartikeln dank billiger Preise befeuert – um nur ein paar Aspekte aus des Teufels Textilfabriken zu benennen. Obwohl, das muss man ihnen zugestehen, aufgrund des Drucks der letzten Jahre sich zaghafte Verbesserungen zeigen,,,
Wer nun auf die Kraft der Vernunft und der Aufklärung setzt und denkt, dass bei so viel Wissen über die Mechanismen von Fast Fashion doch jedes mit Verstand gesegnete Wesen dort nicht mehr kauft, der muss nun verzweifeln.
Denn mit Shein ist ein Unternehmen am Markt erschienen, für das der Begriff „Ultra Fast Fashion“ geprägt wurde und das gerade dabei ist, der weltweit größte Modekonzern zu werden.

Gegründet wurde Shein 2008 in der chinesischen Stadt Guangzhou zunächst als Sheinside.com, erst 2015 wurde im Zuge der Erweiterung auf Auslandsmärkte der Name „Shein“ eingeführt. Shein produziert in erster Linie für den internationalen Markt, in China selbst ist die Marke wenig bekannt.
Der Einkauf bei Shein ist ausschließlich online und per App möglich – es gibt keine Shein-Stores, mit der Ausnahme eines Popup-Showrooms hier in Berlin. Die Website ist eine der am meisten besuchten Modeseiten weltweit, in den USA wurde die Shein-App häufiger gedownloadet als die Amazon-App und steht damit auf Platz eins und in Deutschland auf Platz 5 im Bereich „Fashion Apps“.
Shein ist nun nicht nur ultra fast, denn der chinesische Konzern schafft 7.000 bis 8.000 neue Teile pro Tag – somit kann Shein wöchentlich ca. 50.000 neue Kleidungsstücke anbieten, sondern auch ultra-billig. Die billigesten T-Shirts kosten 2 € durchschnittlich liegt der Preis hier bei 6 €. Es ist wie immer: Wenn wir etwas billig kaufen, hat in der Regel ein anderer dafür bezahlt. In diesem Fall natürlich die Näher:innen und die Umwelt.
Auch wenn Shein sich in den wesentlichen Bereich Produktion und Lieferketten sich komplett intransparent gibt, so ist es der Schweizer Organisation Public Eye gelungen, 17 Betriebe zu finden, die für Shein produzieren. Für Shein zu arbeiten, bedeutet dieser Recherche nach, über 75 Arbeitsstunden pro Woche zu schuften – und das für Stücklöhne, ohne Arbeitsvertrag und Sozialleistungen. Zudem sind die meisten Teile aus Polyester, das aus Erdöl gewonnen wird und bei jedem Waschgang Mikroplastik ausspült (das, was unsere Meere kaputt macht…). Zwar brüstet sich auch Shein, Biobaumwolle zu benutzen, allerdings trifft das auf gerade mal 25 Produkte zu.
Natürlich behauptet auch Shein auf seiner Website, sich für Umwelt und Gesellschaft einzusetzen – aber das ist Green Washing aller bester Güte. Die Zusammenarbeit mit der „Aktion Deutschland hilft“ hat zu ganzen 6 (!) Produkten geführt (kurz zum Vergleich: es gibt allein über 30.000 verschiedene T-Shirts), die aus nicht näher spezifizierten „nachhaltigen Materialen“ hergestellt werden – die genannten Zertifikate sind ohnehin wohlklingende Erfindungen. Ganze 10% der Einnahmen (aus dieser Kollektion, wohlgemerkt) werden weitergeleitet. 5.000,- € sind bislang gesprendet worden….Ach so, der Jahresumsatz 2020 von Shein wurde von Bloomberg auf 10 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Wie konnte Shein so schnell so groß werden – und vor allen Dingen in der jungen Zielgruppe so unglaublich erfolgreich? Man setzt auf die sozialen Medien, auf TikTok und vor allen Dinge auf Influencer. Unter dem Hashtag #shein gibt es bei TikTok mehr als 18 Milliarden Aufrufe, auf Instagram hat Shein über 20 Millionen Follower. Wie sie Influencer für ihre Zwecke eingesetzt haben, zeigt das folgende Video:
Allerdings lassen sich in den sozialen Netzwerken auch reichlich Posts und Videos von Käufer:innen finden, die nicht das bekommen haben, was sie erwarteten. So weicht das gelieferte Teil häufig im Look weit von dem ab, was auf der Website gezeigt wurde, und auch die Qualität lässt oftmals zu wünschen übrig, weil eben billig und schnell produziert.
Da aber der Preis so gering ist, schicken die wenigsten die Produkte zurück nach China, sondern werfen sie gleich weg, was Shein durchaus einkalkulieren dürfte.
Natürlich zieht der Erfolg Nachahmer nach: Edikted, Boohoo, Asos oder jüngst Allylikes, hinter dem der Mega-Konzern Alibaba steht. Diese werben bereits eifrig um Influencer, die die Marke mit Vergünstigungen wie gesponserten Geschenken und 50 Prozent Provisionen bewerben sollen. Ein Ende ist also nicht in Sicht….
„Die Moral endet am Regal“, hieß es früher. Heute endet die Moral offensichtlich schon bei der App…
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